Kurzexposé für ein Buchprojekt
DAS VERSCHWINDEN DER STÄDTE, WIE WIR SIE KENNEN
- Eine Überprüfung der Gegenwart
Krisen bestimmen die Wahrnehmung der Gegenwart. Überdeutlich wird uns vor Augen geführt, dass unsere Existenzweise selbstverzehrend ist. Doch weder auf politischer noch auf individueller Ebene findet ein Umsteuern mit der notwendigen Konsequenz statt. Wir sind anscheinend gefangen in der Alternativlosigkeit unserer Systeme, unserer Gewohnheiten und unserer Selbstverständlichkeiten.
Doch die Normalität wird zusehends zu einem haltlosen Schleudern. Technologie, Wirtschaftswachstum und Effizienzsteigerung haben als zukunftsgestaltende Instrumente ausgedient. Der Markt wird es nicht richten.
Suffizienz ist ein Schlüsselbegriff in der Nachhaltigkeitsdebatte. Dieser wird fälschlicherweise mit Verzicht und Verboten gleichgesetzt. Doch Suffizienz ist die Grundlage dafür, dass die technologische und soziale Transformation der Gegenwart gelingen kann. Es geht um das rechte Maß, um bewusstes Handeln. Wie kommen wir dahin? Und liegt darin nicht auch das Potenzial, unser Sein aus den Zwängen einer heiß gelaufenen Maschine zu befreien? Selbstwirksames Handeln eröffnet die Möglichkeit, uns selbst als aktive Teilhaber:innen und Gestalter:innen wahrzunehmen. Im Tätigsein verbinden wir uns mit der Welt.
Mit Wohlwollen und Optimismus durchsuche ich die Gegenwart nach Hinweisen und Potenzialen für die Transformation unserer Lebensweise. In allen Bereichen des Alltags findet ein permanenter Wandel statt – den versuche ich sichtbar zu machen. Die Erfahrung, dass alles Sein und alle Umstände eine Lebendigkeit haben, ist die Grundvoraussetzung dafür, dass wir durch unser Handeln Einfluss nehmen können, dass wir uns als wirksam erleben. Wir können das Leben als eine permanente Entfaltung erleben.
In den Krisen wird deutlich, dass wir unser dualistisches Denken – die Differenz zwischen ich und ihr, zwischen Mensch und Tier und zwischen Stadt und Natur – überwinden müssen. Nur in einer ganzheitlichen Betrachtung kommen wir zu einem Einklang mit der Welt, kommen wir zu uns selbst.
Gemeinsam mit den Leser:innen mache ich mich auf die Suche nach einem anderen Naturbegriff, nach einer Natur, die wir selbst sind, in der wir mit allem verbunden sind.
Schon heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Sowohl das Bevölkerungs- als auch das Städtewachstum werden in diesem Jahrhundert noch erheblich zunehmen. Die Stadt als Versammlung der Menschheit ist der Ort, an dem Zukunft entsteht, an dem die Transformation zu einer nachhaltigen Lebensweise gelingen muss.
Ich beschreibe die Stadt als einen Organismus; als einen natürlichen, sich permanent entfaltenden Lebensraum für alles Lebendige. Der Bestand, die Infrastrukturen und Bauwerke sind ein Geschenk der industriellen Revolution. Was mit massivem Einsatz von fossiler Energie errichtet wurde, wird nun zu einer Landschaft; zu einer Natur, die enorme räumliche Potenziale für eine suffiziente, ganzheitlich ausgerichtete Gesellschaft bietet. Alles ist da! Wir müssen es nur mit Leben füllen.
Die Krisen sind ein Durchgang, sind Ausdruck und Antrieb des Wandels. Jenseits aller Planbarkeit liegt der Zugang zu einer anderen Gegenwart und zu der Stadt, die nach der Stadt ist, wie wir sie kennen. Das Buch ist eine Ermutigung für die Gestaltung von dem, was vor uns liegt.